Sei wie das Veilchen im Moose,
sittsam bescheiden und rein
und nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein.
(Spruch in meinem Poesie-Album)
Woher dieser Spruch ursprünglich stammt, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Er passt auf jeden Fall zum Erziehungsbild der 60er Jahre.
Man durfte als Mädchen nicht vorlaut sein, musste immer auf die Eltern hören, sollte sich nicht herausputzen und stets bescheiden bleiben.
Was würde ein Teenie heute sagen, wenn man ihm solch einen Spruch in ein Album schreiben würde?
Ich weiß, heute schreibt man sich mit dem Smartphone SMS und keine Sprüche mehr in ein Buch!
Wir hatten früher so etwas ja nicht und das Poesie-Album machte die Runde bei Klassenkameraden, Tanten, Omas, Cousinen usw. Die Sprüche nahm ich damals gar nicht ernst, denn viel wichtiger war eine hübsche Gestaltung der Albumseite.
Als ich heute vor den blühenden Märzveilchen im Garten stand, fiel mir der Eintrag von einer Tante im Album ein, der von Veilchen handelte. Warum gerade die Mädchen bescheiden und rein sein sollten, habe ich nie kapiert und natürlich auch nicht akzeptiert.
Ich mag beide: Veilchen und Rosen. Sie blühen auch gar nicht zur gleichen Zeit. Die frühen Veilchen (Viola odorata) blühen schon Ende März, während die Rosen erst ab Mai aufblühen.
Vor einigen Jahren habe ich verschiedene Duftveilchen gekauft und im Garten verteilt. Ich wollte üppige Veilchen-Teppiche im Frühling sehen. Das hat teilweise auch so funktioniert. Allerdings hat sich nur eine einzige Sorte durchsetzen können. "Königin Charlotte" hat meinen Garten erobert.
Ab und zu entdecke ich einen kleinen Horst von weiß oder rosa blühenden Veilchen im Beet. Leider verbreiten sie sich nur ganz schwach.
Märzveilchen lieben einen halbschattigen Platz und humosen Boden, der nicht zu sandig sein sollte. Sie sind mehrjährig und mögen leicht feuchte Erde. Wenn sich Veilchen wohlfühlen, bedecken sie schnell den Boden. Ameisen tragen die Samen weg und deshalb wachsen überall im Garten Horste von Veilchen, die ich so nicht gepflanzt habe. Aber es macht mir nichts aus, denn so kann ich viele Blüten für meine Küche ernten.
Später, etwa in der Zeit um Pfingsten herum, blühen dann auch noch die Freckles (Viola sororia), das sind zartblau blühende Veilchen mit "Sommersprossen". Zartlila Sprenkel auf den Blüten gaben der Veilchensorte ihren Namen.
Ich sammle heute Blüten von Märzveilchen, um sie zu trocknen. Denn sie sind essbar. Beispielsweise als hübsche Dekoration auf einem Blattsalat oder kandiert zum Dessert.
Ein Tee aus getrockneten Veilchenblüten soll bei Magenproblemen und Erkältungen hilfreich sein.
Bis morgen Abend werden die Blüten trocken sein, dann fülle ich sie in ein Gewürzglas.
Die Blüten duften herrlich. Deshalb wird das Märzveilchen auch "Duftveilchen" genannt. Es war übrigens die Lieblingsblume von Napoleon Bonaparte.
Im 19. Jahrhundert waren Parfums, die auf Veilchenblüten und Veilchenblättern basieren, sehr beliebt.
Veilchenblüten duften moosig-süß, während die Blätter vom Geruch her an frisch gemähtes Gras mit einem Hauch Gurke erinnern.
Als man entdeckte, dass eine Iris-Wurzel genauso gut riecht und man von ihr viel einfacher die Duftstoffe gewinnen konnte, war das Veilchen für die Parfumherstellung nicht mehr gefragt.
Auch diese Hornveilchen (Viola cornuta) gehören in die Pflanzenfamilie der Veilchen. Sie blühen von März bis Oktober und sind nur zweijährig.
Weil draußen schönes Wetter ist, habe ich heute den Garten mit Ostereiern dekoriert. Dafür eignet sich der Jostabeeren-Strauch sehr gut.
Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende. Genießt den Frühling, auf den wir lange warten mussten.
Liebe Grüße von der Pfälzerin