Donnerstag, 1. August 2024

Respekt vor dem Leben


Schwefelkäfer.

Kürzlich waren wir zu einer Gartenparty eingeladen. Wir saßen am Tisch und unterhielten uns mit den anderen Gästen, als ich am Boden einen braunen Käfer entdeckte, der über die Holzbohlen krabbelte.

Einer der Gäste (ich nenne ihn einfach mal Emil) schaute auch auf den Käfer und sagte: "Sofort totschlagen, trete ihn einfach kaputt."

Ich war zunächst sprachlos, entgegnete dann aber: "Warum soll ich das tun. Er hat mir doch nichts getan." 

Darauf herrschte Stille, der Emil dachte wohl, ich sei eine Zicke; dabei habe ich doch nur Respekt vor dem Leben der Insekten. Dem Käfer war nichts passiert, er verschwand in einer Holzspalte. 

Warum nur müssen Menschen alles kaputt treten oder tot schlagen? In meinem Garten wimmelt es von Insekten. Manche sind  Schädlinge, beispielsweise das Lilienhähnchen, Beerenwanzen oder der Schwefelkäfer. Zumindest werden sie so bezeichnet. Was können sie denn bei mir groß anrichten?


Das Lilienhähnchen auf meinem Arm hatte nichts
zu befürchten.






Ich habe keinen Nutzgarten und toleriere angefressene Blätter und Blüten. Wir haben den Insekten ihren Lebensraum genommen und Flächen versiegelt. Wohin sollen sie denn, wenn es nur noch wenige Freiflächen gibt?

In meinem Garten finden sie eine (leider nur 100 qm kleine) Arche, in der sie nicht bekämpft werden. Seit ich dokumentiere was ich alles entdecke, wird meine Liste immer länger.


Balkenschröter.



Rotbraunes Ochsenauge.



Biene.




Zitronenfalter.




Hirschkäfer.




Schwebfliege.




Kohlweißling.




Große Holzbiene.
(Wildbiene des Jahres 2024).


Heute zeige ich nur einen kleinen Teil dessen, was bei uns im Juni und Juli herum krabbelte. Es gibt viele Ameisen-Kolonien, Sippen von Ohrwürmern und täglich summen unzählige Bienen, Schwebfliegen und Wespen an den Blüten herum.

Im Schuppen haben Hornissen ein Nest gebaut und wir sehen sie regelmäßig durch einen Spalt ein- und ausfliegen. Herr Pfälzer hat das Nest mit einem Holzkasten eingefasst, damit wir ungehindert an unsere Werkzeuge kommen, die dort gelagert sind.

Wir sitzen gerne im Garten und beobachten Insekten, Schmetterlinge und auch Vögel.

Die Amseln sind zurück und stibitzen die Aroniabeeren. Das dürfen sie auch, denn Herr Pfälzer hat sich für seinen Likör eine Schüssel davon gepflückt und den Rest können sich die Vögel holen.



Amselweibchen.




Gestern rettete ich eine Rosenkäfer, der auf einem heruntergefallenen Rosenblütenblatt im Wasserbecken trieb. Wahrscheinlich vom Wind dorthin geweht.


Der gerettete Käfer musste noch kurz für Aufnahmen zur 
Verfügung stehen, dann ...





... wurde er zum trocknen auf eine Blütenrispe vom
Schmetterlingsflieder in die Sonne gesetzt.



Alle dürfen leben und bei mir wird nichts tot geschlagen oder zertreten.

Respektvolle Grüße aus dem Garten der Pfälzerin. 🌼🐜🐛

Diesen Beitrag verlinke ich mit dem Naturdonnerstag bei Elke und bin gespannt, was die anderen Blogger*innen zum Thema Natur geschrieben haben.

18 Kommentare:

  1. Da sage ich nur Bravo,
    ja manche Menschen sind sehr gefühlslos, was so kleine Grabbeltierchen betrifft :-(
    Kann ich auch nicht verstehen.
    Danke fürs zeigen dieser schönen Auswahl !
    Liebe Grüße
    Jutta

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Jutta, viele Leute denken so und treten Insekten gedankenlos platt. Dabei sind diese älter als die Menschheit.
      LG Ingrid

      Löschen
  2. Oh Gott, bei der Aussage von "Emil" hätte ich auch kurz mal leer geschluckt. Sowas macht mich immer Wütend und Traurig zugleich. Wie sich doch manche so von der Vielfalt und Schönheit der Natur bedroht fühlen können. Ich verstehe das nicht. Für mich gibt es nichts schöneres als einen lebendigen Garten mit vielen heimischen Pflanzen, manche nennen es auch Unkraut, und einer grossen Vielfalt an Insekten und andere Tierchen.

    Umso mehr freut mich dein Beitrag mit den vielen Tierchen die in deinem Garten einen sicheren Unterschlupf finden.
    Liebe Grüsse
    Esther

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Esther, schon als Kind sammelte ich alles was herum krabbelte. In den Jahren meiner Berufstätigkeit hatte ich kaum Zeit für Natur, aber das hole ich jetzt nach.
      LG Ingrid

      Löschen
  3. Solange ich es draußen oder auf dem Balkon finde, darf es auch leben. Alles was sich in die Wohnung verirrt, wird lebend gefangen (Glas und Pappe) und nach draußen befördert. Nur ein paar ganz wenige Nervensägen überleben die Begegnung mit mir nicht. Stechmücken z. B. stehen auf meiner Abschussliste. Ich finde es toll, dass du Leben und Leben lässt. Zu denjenigen, die ohne Nachzudenken einfach alles kaputt schlagen, muss ich mich jetzt nicht äußern...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Nicky, viele Leute mögen keine Insekten. Fliegen, Spinnen und anderes Getier im Haus wird auch b ei mir gnadenlos raus geschafft und Stechmücken haben auch bei mir keine Chance zum Überleben, wenn sie auf meinem Arm sitzen und zustechen.
      LG Ingrid

      Löschen
  4. Dein Garten ist wirklich eine Arche, liebe Ingrid. Es ist ja unglaublich, was du alles entdeckst. Diesen "Emil" kann ich nicht verstehen und er kann von Glück sagen, dass ich nicht anwesend war. Dem hätte ich ganz schön den Kopf gewaschen. Warum sollte dich jemand für eine Zicke halten?
    Herzlichen Dank für diese wunderbaren Bilder und die Verlinkung zum DND.
    Liebe Grüße - Elke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Elke, es gibt solche und solche Leute. Der Emil ist eigentlich ein netter Kerl, bis auf seine eingefahrene Meinung zu Käfern.
      Ich freue mich, zu den DND-Bloggern zu gehören.
      LG Ingrid

      Löschen
  5. Sogar unsere Enkelinnen haben keine Angst vor den Bienen, denn ich habe ihnen erklärt, wenn man ihnen nichts tut, lassen sie einem auch in Ruhe. Nicht mit den Armen herum fuchteln sondern schön ruhig bleiben, dann sind sie keine Gefahr. Nur die Mücken dürfen nicht in meine Nähe kommen, daher haben wir Insektenrollos an den Fenstern und im Wintergarten Fadenvorhänge. So haben beide Seiten ihre Ruhe.
    L G Pia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Pia, unser Enkelkind spielt im Sandkasten neben blühendem Oregano und schaut ab und zu interessiert den Bienen und kleinen Schmetterlingen zu. Er käme nie auf die Idee, danach zu schlagen.
      LG Ingrid

      Löschen
  6. Liebe Ingrid, manchmal bekomme ich auch einen dicken Hals und mir kommt dann mitunter ein Gedanke, von den augenscheinlich unnützen Menschen, die plattgetreten werden. Hört sich vielleicht jetzt brutal an, aber so ist das.
    Liebe Grüße
    Jutta

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Jutta, man stelle sich mal vor, es gäbe Riesen, die uns einfach nach Gusto platt treten können. Schlimm oder?
      LG Ingrid

      Löschen
  7. Wow, toll, was bei dir alles kreucht und fleucht, liebe Ingrid. "Sofort totschlagen" - dies ist ja unglaublich... Mit welchem Recht? Ich hoffe, er hat bei deiner Aussage etwas begriffen.
    Deine Fotos sind wunderschön und ich wünsche dir weiterhin ganz viel Freude in deinem Garten, mit allen Insekten und Tieren!
    Liebe Grüße
    Ingrid

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Ingrid, viele Leute behandeln Insekten geringschätzig. Wenn man die Käfer aus der Nähe betrachtet, dann sind es kleine Wunderwerke. Am Monitor des Computers vergrößert angeschaut sind sie faszinierend. Ich fotografiere alles, was mir vor die Linse kommt.
      LG Ingrid

      Löschen
  8. kein Respeckt vor Leben.. kein Respekt vor anderfen Menschen
    leider heute sehr oft anzutreffen ..
    ich finde gut dass du dagegen gehalten hast
    sehr schöne "Exemplare" hast du wieder mit der Linse eingefangen ;)
    den Hirschkäfer und wohl seine Frau (nicht der Schröter ) hatte ich auch schon im Garten
    den Hirschkäfer musste ich auch aus der Wassertonne retten ;)
    einen Schwefelkäfer habe ich noch nicht gesehen
    liebe Grüße
    Rosi

    AntwortenLöschen
  9. Liebe Ingrid,
    mit dieser Haltung bist du nicht alleine ,ich bin der gleichen Meinung und sage auch was dazu. Bei meinen vielen Aktionen, gerade mit Kindern, machte ich auch immer die Erfahrung;"Tritt drauf der beisst", beim Zeigen von Pflanzen die Frage:"Sind die giftig?
    Liebe Grüße
    Edith

    AntwortenLöschen
  10. Ich hoffe, dass Du bei Deiner kleinen Vielfalt dann für den Nabu Insekten-Sommer mitgezählt hattest ... Bei uns macht das leider kaum Sinn, denn leider fühlen sich bei uns inzwischen wohl fast nur noch extrem gefräßige Nacktschnecken und Zecken aller Stadien wohl. Da habe ich 2002/03 mal bei den Nacktschnecken und nach 2011 bei den Zecken radikal durchgegriffen. Nur genüztz hat es nicht viel. Und jetzt sind wohl weitere Plagen aus dem Süden oder gar aus Japan im Anmarsch ...
    Schlimm, wenn da dann weiterhin mit der Giftspritze gegen sie vorgegangen wird :-(
    Ich habe 1995 mit unserem Garten eine regelrechte Giftküche geerbt. Das war damals das Erste, was aus dem Haus wanderte ...
    Jetzt haben wir wie im letzten Jahr im EG eine Ameisenstraße im Bad - keine Ahnung woher sie kommen und wohin sie wollen, aber zur Zeit läßt sich noch ganz gut mit ihnen Leben. Doch ich kenne einige, die darüber ganz anders denken. Und ich befürchte, die nehmen wieder zu :-((
    Liebe Sonntagsgrüße schickt Silke

    AntwortenLöschen
  11. Ein wunderhübsches Post liebe Ingrid und meine Hochachtung, dass du das Käferchen nicht getötet hast.
    Lache jetzt nicht über mich, Menschen töten gerne, seien es auch noch so kleine Krabbeltiere, das beängstigt mich immer wieder.
    Gestern erzählte mir eine Bekannte, dass sie beim Joggen mit ihrem Mann ein Tier gesehen hat, das ähnlich aussah und so groß war wie eine Hummer und sie erschlugen es, da sie telefonisch keine Verbindung zu irgendwelchen Behörden bekam um zu fragen was sie tun sollten, teilte den Fund aber per Mail mit. Innerlich war ich so entsetzt, da ich das diesen Menschen niemals zugetraut hätte. Nun denn es sind eben Menschen...aber es stimmt mich traurig.
    Ganz liebe Grüße zu dir, Karin Lissi

    AntwortenLöschen